Medizinische Kleintierklinik
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Allgemeine Informationen

Ursachen

Seit Anfang der neunziger Jahre gibt es starke Hinweise, dass Impfungen bei Katzen die Entstehung von bösartigen, meist tödlichen Fibrosarkomen hervorrufen. Diese Erkenntnis ist durch zahlreiche Untersuchungen untermauert worden. Sehr viele Stoffe wie Impfstoffe, Antibiotika, Depot-Kortsionpräparate etc. können bei Injektion unter die Haut eine Tumorbildung verursachen.
In Pennsylvania, USA, wurde 1987 eine Vorschrift erlassen, dass Katzen gegen Tollwut zu impfen sind. Daraufhin stieg die Anzahl der Fibrosarkome um 61% an. Diese wurden vermehrt an den "üblichen" Impflokalisationen, unter der Haut zwischen den Schulterblättern und an der seitlichen Brustwand sowie der Muskulatur von Oberschenkel und Hüfte, gefunden. In vielen Fällen konnten sich Tierbesitzer und Tierarzt noch an die Impfung an dieser Stelle erinnern.
Damit war ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Entstehung des Fibrosarkoms nicht mehr von der Hand zu weisen.
Untersuchungen zufolge beträgt das Risiko eines impfungsassoziierten Fibrosarkoms zischen 1 : 3000 und 1 : 10000 je Impfung. Impfungen gegen Tollwut und das feline Leukosevirus stehen in besonderem Verdacht Tumoren auszulösen. Totimpfstoffe sind hierbei ein größeres Risiko als Lebendimpfstoffe.
Verantwortlich scheinen die in Totimpfstoffen enthaltenen Hilfsstoffe zu sein, die am Ort der Impfung eine chronische Entzündung auslösen können. Der Hilfsstoff Aluminiumhydroxid ist in Zellen der Immunabwehr an der Impfstelle nachgewiesen worden.
Allerdings stehen aluminiumfreie Impfstoffe ebenso im Verdacht Fibrosarkome auslösen zu können. Häufigkeit der Impfungen und Kombinationsimpfstoffe gelten als weitere Risikofaktoren.

Der Anteil an Fibrosarkomen, die nicht durch eine Injektion entstanden sind, lässt sich nicht genau bestimmen. Das liegt daran, dass die eigentliche Ursache für die Entstehung des Tumors meist nicht aufgeklärt werden kann. Das Wachstumsverhalten, die Therapie und die Aussichten auf Heilung sind bei injektionsassoziierten Fibrosarkomen und Fibrosarkomen anderer Ursache annähernd gleich.

Verlauf

Fibrosarkome sind Tumoren der Haut. Meistens findet man sie an den typischen Impfstellen in der Haut zwischen den Schulterblättern, der seitlichen Brustwand sowie der Muskulatur von Oberschenkel oder Hüfte. Sie treten meist als einzelner Knoten in der Unterhaut in Erscheinung. In seltenen Fällen sind mehrere Knoten vorhanden. Diese Knoten sind von grobhöckeriger Gestalt und fühlen sich gummiartig, derb-elastisch oder knorpelig an. Manchmal läßt sich ein Strang ertasten, der von dem Knoten in die Tiefe zieht. Die Katzen empfinden das Betasten dieses Knotens allgemein nicht als schmerzhaft und zeigen ansonsten ein ungestörtes Allgemeinbefinden.

Anfangs sind diese Knoten leicht verschieblich und klein. Der Tumor wird aber in den meisten Fällen sehr schnell größer. Innerhalb weniger Wochen können hühner- bis gänseeigroße Knoten entstehen, die dann eine innige Verbindung mit den Knochen der Wirbelsäule, den Schulterblättern, den Rippen oder anderen Strukturen eingehen. Wenn der Tumor in die Oberhaut einwächst, können Geschwüre entstehen, die sich leicht infizieren und entzünden können.
Die größte Gefahr für das Leben der Katze geht jedoch von den Tochtergeschwülsten des Tumors aus. Hierbei werden Zellen des Tumors im Organismus verstreut und siedeln sich vor allem in der Lunge, aber auch in anderen Organen an. Dort bilden sich weitere Knoten, die ebensoschnell wachsen. Wenn sich diese Metastasen gebildet haben, ist eine Therapie kaum mehr möglich. Fibrosarkome sind bösartige Tumoren! Die Therapie sollte so schnell wie möglich nach Entdecken des Tumors erfolgen. Auch wenn der Tumor den Eindruck eines "harmlosen" Knotens erweckt und die Katze damit kein Problem zu haben scheint, sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Je kleiner der Knoten ist, desto größer sind die Chancen auf Heilung

Therapiemöglichkeiten

Die einzige erfolgversprechende Behandlungsmethode des felinen Fibrosarkoms ist die chirurgische Entfernung des Tumors. Nach der Tumorentfernung sind unterstützende Therapien erforderlich um ein Wiederkehren des Tumors zu verhindern oder zumindest weit hinauszuzögern.

1. Chirurgische Therapie

Fibrosarkome sind bösartige Tumoren. Obwohl sie den Eindruck eines abgrenzbaren Knotens machen, wachsen einzelne Tumorzellen verstreut in das umliegende Gewebe ein. Der Erfolg einer chirurgischen Entfernung in demnach abhängig vom frühzeitigen Zeitpunkt der Operation und der Operationstechnik.
Die radikale Entfernung des Tumors ist die einzig erfolgversprechende Technik. Bei der Entfernung sollte so viel Gewebe entnommen werden, daß ein Abstand von mindestens drei Zentimetern zur äußeren Begrenzung des Tumors eingehalten wird. Hierbei kann es, je nach Lage des Knotens, notwendig sein, Teile der Dornfortsätze der Brustwirbel, der Rippen oder ganze Abschnitte der Brustwand zu entfernen. Selbst große Eingriffe werden hierbei von den Katzen gut toleriert und führen zu keiner Einschränkung. Dennoch sind die Aussichten auf einen Heilungserfolg relativ gering. In 60 - 75 % aller Fälle kommt es zum Tumorrezidiv. Voraussetzungen für einen solchen Eingriff sind entsprechende Kenntnisse des Operateurs in der Tumorchirurgie sowie Inhalationsnarkose und Beatmungsmöglichkeit des Patienten. Die OP Planung sollte immer anhand eines Kontrast-CTs erfolgen.

2. Radiotherapie

Die Therapie des felinen Fibrosarkoms mit Hilfe von ionisierenden Strahlen, zusätzlich oder vorbereitend zu einer chirurgischen Entfernung, erlaubt eine bessere Kontrolle des Tumors.
33 vorbereitend zu einer Operation bestrahlte Patienten wiesen hierbei eine durchschnittliche Überlebensdauer von 600 Tagen auf. Von 24 zusätzlich bestrahlten Patienten trat lediglich bei sechs Katzen innerhalb von neun Monaten ein Rezidiv auf. Die Möglichkeit zur Strahlentherapie ist an der Medizinischen Kleintierklinik der Universität München gegeben.

3. Chemotherapie

Eine Chemotherapie mit Doxorubicin kann das Auftreten von Rezidiven oder Metastasen verhindern oder verzögern.

4. Hyperthermie

Diese zusätzliche Therapie wird derzeit in der Medizinischen Kleintierklinik geprüft.

5. Immuntherapie

Zytokine wie IL-2 aktivieren die T-Lymphozyten des Immunsystems und können Metastasen und Rezidive verhindern oder deren Auftreten verzögern.

Prognose

Die Aussicht auf Heilung ist beim felinen Fibrosarkom schlecht. In Studien traten bei 60 - 75 % aller operierten Katzen Rezidive auf. Dabei kann ein erneutes Tumorwachstum meist schon nach wenigen Wochen, im schlimmsten Fall schon beim Fädenziehen nach der Operation oder nach vielen Monaten festgestellt werden. Eine qualifizierte radikale Operation in Kombination mit Strahlentherapie, Chemotherapie und/oder Immuntherapie ist für den Erfolg der Therapie entscheidend.

Früherkennung und Prophylaxe

Da ein Großteil der felinen Fibrosarkome Injektionsstellen-assoziiert ist, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Tierhaltern, Tierärzten und Impfstoffherstellern gefragt. Aufgabe des Tierhalters ist in erster Linie die genaue Beobachtung der Impfstelle. Jede Schwellung an der Impflokalisation ist dem Tierarzt zu zeigen, wenn sie länger als drei Monate besteht, wächst oder größer als zwei Zentimeter im Durchmesser ist.
Nach eigenen Erfahrungen mit Injektionsstellen-assoziierten Fibrosarkomen sollte jede Schwellung an der Impfstelle schon ab einem Monat nach der Impfung bioptiert werden. Bei dieser Entnahme von Gewebe ist die histologische Untersuchung der zytologischen vorzuziehen. Tumoren bei Katzen sind im Vergleich zu denen bei Hund und Menschen zu einem großen Anteil bösartig. Daher ist ein entschlossenes Vorgehen immer anzuraten.

Des Weiteren sind einzelne Prophylaxemaßnahmen unabdingbar:

  • keine intramuskulären Injektionen, nur subkutane, da auftretende Umfangsvermehrungen hier besser fühlbar sind,
  • Injektion in die Unterhaut der seitlichen Bauchwand, da hier Umfangsvermehrungen leichter zu operieren sind,
  • keine Injektionen in den Bereich zwischen den Schulterblättern.